Dymaxion

Dymaxion Opera

A LOCAL OPERA FOR GLOBAL PEOPLE IM GROSSEN WINDKANAL ADLERSHOF

Musiktheater inspiriert von der Weltsicht Richard Buckminster Fullers im Großen Windkanal Adlershof mit Liedern für Sopran, Bariton, Akkordeon und vorproduziertes Zuspiel von Helmut Oehring (basierend auf Ausschnitten aus dem Textbuch von Steffen Thiemann), Arrangements, Electronics & Produktion von Torsten Ottersberg, Libretto von Steffen Thiemann.

DREI
Dymaxion Opera ist ein apokalyptischer Sirenengesang für Ein-, und Austänzer. Der Windkanal wird zum Luftschiff. Steigen Sie ein. IN AND OUT. Die Zahl der Mitreisenden ist stark limitiert. Wer ist drin und wer ist draussen? Für alle reicht es nicht. Die Ressourcen sind aufgebraucht. Der Kampf um die verbliebenen Reserven geht in die letzte Runde. Auge um Auge. Öl, Wasser, Sand. Der Mensch ist das nicht lernfähige Tier. Die Apokalypse von heute ist der Wohlstand von gestern. Das Chaos ist vorprogrammiert. Am Ende ist das Ende auch nur ein Spiel. WORLD GAME. Wir sind mittendrin. Rette sich wer kann. Wer einmal drin ist, kommt nicht mehr raus. Das sind die Spielregeln für die es keine Anleitung gibt. Die Regeln erfinden sich ständig neu. Alle Systeme kollabieren. Ein Spiel ohne Sieger und Verlierer. Vertrauen Sie endlich ihrer eigenen Orientierungslosigkeit und folgen Sie dem Gesang der Sirenen. WE ARE ALL ASTRONAUTS.

ZWEI
Zwei Menschen haben sich abgekapselt in einer Röhre, einem in sich geschlossenem System. Sie wissen nicht, wohin ihr Luftschiff sie tragen wird. Sie suchen Schutz vor der Welt draussen. Draussen ist alles feindlich. Sie haben alle Verbindungen abgebrochen. Sie wollen unerkannt bleiben. Unauffindbar. Sie empfinden ihre Kapsel als Privileg. Die Rettung. Gleichzeitig fühlen sie sich in ihrer Behausung unwohl. Es ist kein guter Ort, aber es ist immer noch besser, drin zu sein, statt draussen. Wir leben in der besten aller Welten. Immer noch. Immerhin. Sie versuchen den Anweisungen des Bordcomputers zu folgen, aber sie verstehen die Anweisungen nicht. Sie verstehen nicht das Spiel und nicht die Rolle die sie in diesem Spiel spielen. Sie wissen nicht, was sie tun sollen. Sie haben keine Idee was sie tun können. So versuchen sie wenigstens zu funktionieren. Sie haben keine Hoffnung. Sie haben keine Kontrolle. Das ist der Moment, um endlich angeln zu gehen. Der Versuch, selbst zu denken, endet in totaler Ratlosigkeit. THINK GLOBAL, ACT LOCAL. Die Sirenen schweigen. Die Anweisungen des Bordcomputers werden immer absurder. Der Computer stürzt ab. Hängt sich auf. Das ist völlig normal. Der Rest ist Rauschen.

EINS
Buckminster Fuller war ein praktizierender Visionär. Er betrachtete die Erde als ein von seinem Schöpfer perfekt ausgestattetes Raumschiff, für welches leider die Bedienungsanleitung nicht mitgeliefert wurde. Die Aufgabe jedes Menschen sah er darin, die komplexen Funktionsmechanismen der Natur zu durchschauen, um nicht durch unüberlegte Eingriffe das Raumschiff aus seiner natürlichen Bahn zu werfen. Den gedankenlosen Raubbau an der Natur erkannte er als Bedrohung, da der in Millionen Jahren von der Sonne angelegte Treibstoff für das Raumschiff Erde innerhalb weniger Generationen restlos aufgebraucht werden würde. MORE WITH LESS. Die Effizienz des Computers würde den Menschen die Arbeit abnehmen und diese könnten sich endlich wesentlicheren Dingen zuwenden. Angeln, zum Beispiel. Fuller war davon überzeugt, dass die Erde genug Rohstoffe und Nahrung für alle bereithält. Niemand muss an Hunger sterben. Ein sorgsamer Umgang mit den Ressourcen wäre die Garantie dafür, dass auch spätere Generation noch davon Gebrauch machen könnten. THINKING OUT LOUD. Mit dem von ihm entworfenen Gebäuden, den geodätischen Kuppeln, versuchte er, eine Antwort auf die Frage zu finden, wie wir in Zukunft leben wollen. Fuller war der erste Ausserirdische, der die Erde für die Spanne einer menschlichen Lebenszeit betreten hatte. Seine Ideen sind immer noch aktuell, aber seine Spuren beginnen längst zu verblassen. BEAM ME UP, BUCKY

Könnten die Menschen auch noch durch die Luft fahren, so wäre ihre Schlechtigkeit rein gar nicht mehr zu zügeln.
Wilhelm Leibnitz

Um etwas mit gebührender Aufmerksamkeit zu bedenken, sollte man nicht mit einer Idee beginnen, sondern mit fünfen.
Buckminster Fuller

The whole world has to be turned into the music or into a Fuller university.
John Cage

Wir haben keine Tragödien mehr. Die Lage in der sich einer befinden mag, ist nur noch rührend.
Elaine de Kooning

Was wird geschehen, wenn Intelligenz als globale Ressource begriffen wird?
Buckminster Fuller

Ich möchte eine Maschine sein.
Andy Warhol

Heute sind alle wichtigen technischen Dinge unsichtbar.
Buckminster Fuller

Die Produktion wurde gefördert durch die Schering Stiftung, den Förderkreis des Schlossplatztheaters, das Bezirksamt Treptow-Köpenick von Berlin und den Regierenden Bürgermeister von Berlin, Senatskanzlei, Abteilung für kulturelle Angelegenheiten. Wir danken der Humboldt-Universität zu Berlin für die Unterstützung!

Regie: Birgit Grimm
Licht- & Video, technische Leitung: Felix Grimm
Akkordeoneinspielung: Heiner Frauendorf
Dramaturgie: Martin Brandt
Musikalische Einstudierung: Insa Bernds
Technik: Robert Lehmann
Mit: Sibylle Fischer (Sopran), Ingo Volkmer (Bariton)

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